Mehr als nur die unglaubliche Bandbreite der Plakatkunst, aus der über Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlung des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst (BLMK) ist in der aktuellen Ausstellung „Die Spur der Hand – Analoge und digitale Pfade ins Plakat“ zu sehen. Diesmal lassen sich Künstler quasi auch über die Schulter auf die Finger ins eigentliche Handwerk schauen. Und auch hier tut sich Vielfalt auf, vom Kartoffeldruck über das Bearbeiten am Computer bis hin zum digitalen Zeichnen wie bei Kleon Medogurac, wenn er in einer Art Popmoderne das Tanzstück „Alice im IconLand“ aufgreift.
Mancher Künstler bezieht die Struktur des Materials mit ein, mit dem er arbeitet, bei Anke Feuchtenberger beispielsweise ist es Transparentpapier. Andere verfremden Fotografien, beflecken sie mit Tusche wie Hans-Eberhard Ernst auf seinem bekannten Plakat zum Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Es gibt die klassische Zeichnung und die Collage als Ausgangsvorlage für das Plakat. Und immer wieder kleine Aha-Effekte, wenn man zum Beispiel erfährt, dass der zentrale Hintergrund hinter einer ansonsten (fast) schneeweißen Schwesterntracht mit einer Zahnbürste über eine Schablone gespritzt wurde.
Zehn Fragen sind an alle Künstler gleichermaßen gerichtet worden. Ihre Antworten, ebenfalls in den Ausstellungsräumen präsentiert, geben Auskunft über Präferenzen bei der Wahl der Werkzeuge und Stilmittel und den Schaffensprozess selbst. Und eigentlich verwundert es nicht, dass trotz der heutigen digitalen Möglichkeiten Hand und Bleistift noch immer die bevorzugten Arbeitsgeräte Nummer eins sind.
Schutzumschlag wird Plakat
Fragebögen und ausgewählte Werkbeispiele werden sich auch im Katalog zur Ausstellung wiederfinden, der im Übrigen noch eine besondere Überraschung bereithält: Faltet man den Schutzumschlag auf, wird er selbst zum Plakat mit einladend viel Weißraum auf der Rückseite. Das ist verbunden mit einer Einladung, die Kustodin Helene Roolf während der Ausstellungseröffnung aussprach: „Wenn Sie uns den Umschlag gestaltet wieder zurückschicken, kann es vielleicht eine Erweiterung der Facetten dieser Ausstellung geben.“
Die Ausstellung „Die Spur der Hand“ ist noch bis zum 29. September im BLMK in Dieselkraftwerk Cottbus am Amtsteich zu sehen.
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