Mit 70 vom Künstler selbst ausgewählten Arbeiten seiner Porträtserie “Menschen des 20. Jahrhunderts” ist derzeit und noch bis 2. Dezember 2018 eine Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK) zu sehen, die den Fotografen August Sander und damit das menschliche Antlitz in der Zwischenkriegszeit Anfang des 20. Jahrhunderts in den Fokus rückt. Sander war mit seinem insgesamt mehr als 600 Fotografien umfassenden monumentalen Werk berühmt geworden, für das er ab 1924 typische Repräsentanten aller gesellschaftlichen Schichten und Berufsgruppen in sehr ehrlicher, ungekünstelter Weise porträtierte. Er vereint hier Fleischer und Schornsteinfeger, Theaterleute und Bauern, Studenten und Zirkusleute. Es gelingt ihm, in seinen Bildern so viel von ihrer Persönlichkeit und Würde aufscheinen zu lassen, dass es oft schwer fällt, den Komponisten vom Advokaten zu unterscheiden – die Bildtitel sind klein am Boden unter den Fotos angebracht. Und dieser Unterschied wird bei Betrachtung der eindrucksvollen, lebendigen Gesichter auch zunehmend unwichtig, so wie die Statussymbole, die mehr und mehr wie Verkleidung wirken. Eindringlich wollte Sander mit seinen Fotografien der Individualität und der psychologischen Befindlichkeit der von ihm Porträtierten nachspüren – der ästhetische Wert war ihm dabei ebenso wichtig wie eine dokumentarische Neutralität.
Ebenfalls sehenswert im Leipziger MdbK: Die Ausstellung „Der Sprung“ mit Arbeiten von Gerd Rohling (noch bis 6. Januar 2019). Mit Wortspiel und Bildmetaphern und unter Verwendung von allerlei Reststoffen verändert Rohling in seinen Installationen sehr ironisch Blickwinkel und stellt seinen immer wiederkehrenden Protagonisten, einen Bullterrier, in die verschiedensten Szenerien bis hin zum rosa Märchenschloss – ein Spiel mit Kampfhund- und anderen Klischees.