

BLMK zeigt in Cottbus und Frankfurt (Oder) in fünf Ausstellungen Blicke aus und auf Polen
Unter dem Titel „Blicke aus Polen / Blicke auf Polen“ vereint das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) aktuell verschiedene Kunstgenres in fünf Ausstellungen – zwei davon in der Rathaushalle in Frankfurt (Oder), drei am Cottbuser Standort im Dieselkraftwerk. In Cottbus sind „Kleine Bilder“ von Przemek Matecki zu sehen, Fotografien von Jakob Ganslmeier und polnische Plakatkunst aus der Sammlung des Landesmuseums.
Jeden Tag mindestens ein Bild – Przemek Matecki ist nicht so produktiv, weil es ihm um Masse geht. Vielmehr erlauben ihm die kleinformatigen Collagen, deren Grundlage nicht selten Kunstreproduktionen oder Fotos sind, jeden Tag alte Sehgewohnheiten über Bord zu werfen und sich mit Neugier und Staunen auf die Suche nach neuen Entdeckungen zu machen, die ihm und jedem Betrachter seiner Bilder ein vollkommener Perspektivwechsel ermöglicht. Mit Material, Farbe und Fotografie geht er bei seinen Verfremdungen zu Werke und schafft so aus Vorhandenem neue Kunst, ungeahnte Bezüge und unerzählte Geschichten – nachdenklich, humorvoll, gelegentlich bissig, aber nie verbissen. Besonders die Popstars aus Kunst, Musik und Politik scheint er gern mit kritisch-ironischem Blicks aufs Korn zu nehmen – Leonardos Mona Lisa, die Rockband Kiss, Andy Warhol und sogar – für einen Polen ist das naheliegend aber nicht selbstverständlich – der Papst. Er sperrt David Bowie in die Szenerie von Edward Munchs „Der Schrei“, stellt ein nächtliches Van-Gogh-Kornfeld zum Verkauf, inszeniert aufgeblasene Sexpuppen wie Heiligenfiguren und hilft dem Anatomen Dr. Tulp aus Rembrands Gemälde mit Nadel und Faden, den Leichnam sorgfältig zu verschließen.
Unter dem Titel „Lovely Planet Polen“ stellt Jakob Ganslmeier mit seinen Fotos und Texten einen ungewöhnlichen, gelegentlich surreal wirkenden Reiseführer ins Nachbarland zusammen. Bewusst ist er an Orte gereist, die eher abseits der Touristenpfade liegen, und ist dort auf die unterschiedlichsten Menschen und Geschichten gestoßen. So trifft er auf Jugendliche, die in der kleinen Stadt Bytom eine Subkultur am Leben halten, die ihn an Berlin in den Zwanzigerjahren erinnert. Er findet außergewöhnliche Boutiquen in den Hinterhöfen von Katowice und auf einer ehemaligen Abraumhalde vor den Toren von Sosnowiec das Skigebiet mit der vielleicht kürzesten Abfahrt. Er trifft auf ehemalige Bergleute, Golfer und Paintball-Soldaten, beobachtet neugierige Zaungäste, Frauen beim Einkaufen und Brandrodungen in der Forstwirtschaft, hält bizarre, verfallene und prachtvolle Bauten im Bild fest, selten aber typische Sehenswürdigkeiten. Und mit einiger Selbstironie zeigt er in drei großformatigen Bildern auch den mit der Filmkamera bewehrten Touristen, der die Welt nur noch durch das Objektiv, aber nicht mit eigenen Augen wahrnimmt.
Die dritte Ausstellung schließlich ermöglicht einen Einblick auf deutsche und polnische Plakatkunst aus dem Bestand des BLMK. Sie stammen im Wesentlichen aus den Jahren 1970 bis 2000. Bemerkenswert ist hier vor allem die Bandbreite der unterschiedlichen Stile und ihre Entwicklung über die Jahrzehnte – von der klassischen, detailverliebten Zeichnung über die Bild- bis hin zu Wortcollagen, die, wie beispielsweise in Piotr Zapasniks Plakat „Wirr sind das Volk“ ganz auf die sinnliche Assoziationskraft von Sprache setzen.
Das Cottbuser Ausstellungstrio „Blicke aus Polen / Blicke auf Polen“ ist noch bis 18. November 2018 im BLMK im Dieselkraftwerk zu sehen.