Vereinsmitglieder besuchten Matthias Körner in seinem Atelier
Eine Gruppe von 16 Mitgliedern des Fördervereins waren am 27. Oktober 2021 zu Besuch im Atelier von Matthias Körner. Dabei wurde ihnen die Vielseitigkeit und Experimentierfreude des Cottbuser Künstlers auf eindrückliche Weise bewusst. Zu seinen bevorzugten Techniken gehört seit einigen Jahren die Hinterglasmalerei. Im Unterschied zur mittelalterlichen Glasmalerei, die mit farbigen, von Licht durchschienenen Gläsern arbeitet, werden bei der Hinterglasmalerei Farben auf die Rückseite einer Scheibe aufgetragen.
Entstanden ist diese Kunstgattung im 18. Jahrhundert als Bauernmalerei mit zumeist religiösem Inhalt. In der klassischen Moderne zeigten sich Künstler wie Wassili Kandinsky, Gabriele Münter und Paul Klee begeistert von der Farbintensität dieser Objekte der Volkskunst. Sie sammelten Hinterglasbilder und schufen selbst Werke in dieser Technik.
Hinterglas-Kunst in langer Traditionslinie
Matthias Körner steht also in einer langen Traditionslinie. Als Malmittel verwendet er die besonders weich und samtig wirkende Eitemperafarbe, die sich auch nach dem Auftragen auf die Fläche noch längere Zeit gut bearbeiten lässt. Seine oft großformatigen Bilder (heute zumeist auf leichterem und weniger bruchgefährdeten Acryl) füllt er mit stark abstrahierten Symbolen, die wie Seelenlandschaften wirken. Zu einigen Motiven wurde er durch Reisen nach Afrika angeregt, die ihn nachhaltig inspirierten, wie die Vereinsmitglieder erfuhren.
Die Faszination von tiefem Schwarz
Als einen zweiten Werkkomplex stellte der Künstler Druckgrafiken vor, die in der kompliziert zu beherrschenden Technik der Intagliotypie ausgeführt wurden. Diese ermöglicht es, fotografische Vorlagen in einem Umdruckverfahren auf die Druckplatte zu bringen. Was Körner dabei besonders fasziniert, ist die Möglichkeit, ein besonders intensives und tiefes Schwarz mit dieser Technik hervorzubringen. Ähnlich wie bei der Hinterglasmalerei sind es die differenzierten Strukturen und die sensibel ausgeführten Kompositionen, welche die Besucher an diesem Atelierbesuch beeindruckten und zu regen Diskussionen einluden. In einer Pause bei einem hervorragend vorbereiteten Imbiss, den die Vereinsmitglieder unter anderem mit Selbstgebackenem vorbereitet hatten, ließen sich diese Gespräche vertiefen.
Beeindruckende Impressionen aus Uganda
Anschließend zeigte der Künstler die Videoarbeit „Königsland“, die er zusammen mit Alexander Janetzko entwickelt hatte. Die auf drei Monitoren laufenden Filmsequenzen sind dem Leben in Uganda gewidmet. Seit 1996 reist der Künstler regelmäßig dorthin und ist ganz offensichtlich begeistert vom Land und vor allem von den Menschen dort. Mit viel Sympathie und einem bestechenden Blick für alltägliche Situationen schildern die Künstler das Leben der ärmsten Menschen im Land, das durch harte körperliche Arbeit geprägt ist. Unser aller Konsumverhalten und Wohlstandsdenken im weltweiten kapitalistischen Wirtschaftssystem stellt die Videoarbeit durch Gegenbilder des (scheinbar) einfachen Lebens in Frage, ein Leben, das immer mehr bedroht ist. Mit diesem zum Nachdenken anregenden Impuls wurden die Fördervereinsmitglieder in den Abend entlassen.