Ganz im Zeichen des Bauhauses stand die Fahrt des Freundeskreises am 30.11.2019 mit dem Besuch der fünf Komplementär-Ausstellungen Unbekannte Moderne in Cottbus und Frankfurt/ Oder und von Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR in Eisenhüttenstadt.
Die Tour begann morgens um 9:00 Uhr im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) am Standort Dieselkraftwerk Cottbus mit der Führung von Dr. Ulrich Röthke, der seit August 2019 neu als Kustos für Malerei, Grafik und Skulptur am Haus tätig ist. In einem groß angelegten Projekt hatte sich das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst zum Ziel gesetzt, Utopien der Moderne in den Bereichen bildende Kunst, Design und Architektur zu thematisieren und dadurch das Bauhaus zu kontextualisieren. In der Ausstellung Bild der Stadt – Stadt im Bild wurden Werke des kritischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit präsentiert. Das Bild des neuen Menschen, vor allem der modernen Frau stellte ein zentrales Thema dar.
Innovation in der Provinz
Die Schau Bauhaus in Brandenburg ging den Spuren nach, die Bauhausschülerinnen und -schüler in Brandenburg hinterlassen haben. Dr. Röthke ging in seiner Führung auf Spurensuche in der Region und führte aus, dass gerade in der Provinz immer wieder innovative Zentren entstanden, die offen waren für Ideen der Moderne, so etwa in der Handwerkersiedlung Gildenhall bei Neuruppin oder in Spremberg, wo Christian Dell für eine Kunststofffirma zeitloses Design entwickelte.
Anschließend fuhren wir mit dem Reisebus nach Eisenhüttenstadt, wo wir im historischen Ambiente der 1950er Jahre in der Gaststätte Aktivist zu Mittag aßen.
Im Informationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt führte uns die Leiterin des Hauses Florentine Nadolni durch die von ihr kuratierte Ausstellung Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR. Sie thematisierte anhand der ausgestellten Objekte die lebendige, teilweise widersprüchliche Geschichte der Rezeption des Bauhauses in der DDR. So wurde in den 1950er Jahren der Bauhausstil als formalistisch gebrandmarkt. Einige Bauhausschülerinnen und Schülerinnen verließen die DDR und gingen in den Westen. Später besann man sich auf das innovative und funktionale Potenzial und übernahm Stilprinzipien und Ideen in der Architektur und im Produktdesign. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion konnten altbekannte Alltagsgegenstände wiedererkennen: vom Mobiliar in Schulklassenzimmern über Schrankwandsysteme aus Dresden-Hellerau bis hin zum Moped Simson S50.
Inspiriert von Musik
Schlusspunkt der Fahrt war schließlich die Rathaushalle in Frankfurt (Oder), wo die Ausstellung Neue Städte – Neue Menschen zu sehen war. Die von der Direktorin des Hauses Ulrike Kremeier kuratierte Ausstellung widmete sich der Frage, welche ästhetischen Konzepte in der bildenden Kunst und Architektur sich vom Vorbild der Musik inspirieren ließen. Wiederum führte Dr. Röthke durch die Präsentation und beleuchtete an einzelnen Beispielen diese Frage. Auch in Frankfurt spielten Bauhauskünstler eine wesentliche Rolle. Rhythmus und Harmonie in den Farbkombinationen prägten die Gestaltungen Ludwig Hirschfeld Macks und Johannes Ittens. Im Zentrum der Schau standen vor allem ungegenständliche Arbeiten, in denen sich die Ideen einer absoluten, also ungegenständlichen Malerei widerspiegeln.
Besonderer Dank gilt auch diesmal wieder dem Ehepaar Luh, die die Reise perfekt organisiert hatten. und während der Busfahrt für das leibliche Wohl sorgten.