Förderverein unterstützt bei Digitalisierung und Restaurierung einzigartiger Sammlung
Seit fast zwei Jahren verfolgen der Verein „Freunde und Förderer Dieselkraftwerk Cottbus des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst“ e.V. und das Brandenburgische Museum für moderne Kunst (BLMK) am Standort Dieselkraftwerk Cottbus gemeinsam ein Ziel. Sie wollen die mit den Jahren durch die Nutzung in verschiedenen Ausstellungen angegriffene Sammlung von Rollo-Kunstwerken vor Schaden bewahren, sichern und sie so der Öffentlichkeit noch lange zugänglich machen. Dazu gehört die angestrebte Restaurierung der Objekte und die anschließende sichere Aufbewahrung in speziellen Archiv-Stülpkartons. Darüber hinaus wurden die Rollos digitalisiert und werden ab Ende des Jahres in einem Pilot-Projekt des Museums online präsentiert. Alle drei Schritte sind in diesem Jahr mit der finanziellen Unterstützung des Vereins angelaufen.
Die Sammlung mit inzwischen insgesamt 38 bemalten Faltrollos ostdeutscher Künstler, ist deutschlandweit einzigartig. Die Idee, die normalerweise als einfacher Sichtschutz verwendeten, serienmäßig produzierten Rollos als Malgrund zu verwenden, hatten einige Künstlerinnen und Künstler in der DDR entwickelt. Sie konnten damit zum einen dem herrschenden Materialmangel begegnen und sahen zum anderen eine Möglichkeit, auch großformatige Arbeiten leicht auf postalischem Weg auszutauschen. Ein Nebeneffekt war dabei, dass sie sich dadurch auch leichter den Augen der politischen Zensur entziehen ließen. Der Nachteil: Das Material der Rollos ist nicht für die Ewigkeit gedacht. Die Falten zeigen mit der Zeit Risse und Farbverluste.
In den 1980er Jahren entwickelte sich Cottbus zu einem Zentrum dieser besonderen Kunstgattung: In der Schloßkirche fanden 1986 und 1988 zwei Ausstellungen, initiiert von Hans Scheuerecker und Matthias Körner, statt. Die dritte folgte 1989 in der Galerie Haus 23. Dem langjährigen Kustoden für Malerei, Grafik und Skulptur am Museum Jörg Sperling ist es zu verdanken, dass viele der Werke zu Beginn der 1990er Jahre in die Sammlung kamen.
Spendenaktion läuft weiter
Über den Verein läuft aktuell eine Spendenaktion, die bei der notwendigen Restaurierung der Rollo-Kunst helfen soll. Sie hat mit Spenden von Mitgliedern, Privatpersonen und Unternehmen seit Anfang 2020 bis heute eine Summe von bislang insgesamt 1.980 Euro erbracht und soll fortgesetzt werden, um noch weitere Rollos restaurieren lassen zu können. Mit den Spenden und einer zusätzlichen Finanzierung durch den Verein in Höhe von 200 Euro konnten inzwischen die beiden bemalten Faltrollos von Gudrun Tendrafilow und Wolfgang Smy (beide ohne Titel) restauriert werden. Zudem konnte der Ankauf eines weiteren Faltrollos (s.u.) aus Vereinsmitteln finanziert werden.
Wer die Spendenaktion des Fördervereins zur Restaurierung weiterer Rollo-Kunstwerke unterstützen möchte, kann dafür die folgende Bankverbindung nutzen:
Sparkasse SN, DE32 1805 0000 3204 1124 88, Zweck: Spende Rollo
Eine Spendenbescheinigung stellt der Verein selbstverständlich bei Bedarf aus.
Indessen hat das BLMK auch 30 säurefreie Spezial-Kartons zur fachgerechten Aufbewahrung der frisch restaurierten Rollos mit Mitteln des Fördervereins gekauft, drei davon im Wert von 1000 Euro. Damit können die Arbeiten so gelagert werden, dass sie nicht wieder gefaltet werden müssen. Die Restaurierung erfolgt schrittweise Kunstwerk für Kunstwerk. Durch die Verwendung von Stülpkartons an Stelle der ursprünglich angedachten Objekt-Boxen aus Plexiglas ergab sich eine erhebliche Kostenersparnis; ebenso durch den kreativen Einfall des Museumsmitarbeiters Holger Meinold, der für die fachgerechte und sichere Befestigung der zu restaurierenden Rollos ein mobiles Gestell entwickelte, so dass kein zweiter Restaurator zur Fixierung benötigt wird. Die Montierung der beiden bereits restaurierten Rollos durch die Berliner Papierrestauratorin Anika Knop und Holger Meinhold erfolgt am 9. und 10. November 2021 in den Räumen des Museums. Für diese Arbeiten sind Kosten von etwa 1000 Euro veranschlagt, die der Förderverein übernimmt.
Rollo-Kunstwerk von Matthias Körner angekauft
Mit der Einsparung von insgesamt etwa 2000 Euro, konnte das Museum mit Mitteln des Vereins ein Angebot des Cottbuser Künstlers Matthias Körner annehmen und von ihm ein Rollo erwerben. Der Künstler schenkte in diesem Zusammenhang dem Museum ein weiteres Werk: ein Triptychon, ebenfalls aus Faltrollos bestehend.
Neben der Restaurierung der Faltrollos läuft auch deren Digitalisierung. Für dieses Projekt hatte der Förderverein beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg unter Federführung der Kustodin für Plakatkunst Helene Roolf einen Antrag auf Förderung der Digitalisierung und Online-Präsentation der Kunstwerke bewilligt bekommen. Der Verein erhielt eine Förderung von 10.000, Euro bei einem Eigenanteil von 10 Prozent (1000 Euro) für die Digitalisierung der Rollokunst, die künftig auch auf der Homepage des BLMK sichtbar und für die Betrachter kunsthistorisch eingeordnet werden soll. Diese Einordnung und Objektbeschreibung erfolgte durch die Kunsthistorikerin Carolin Kühne. Dazu gibt es einen einführenden Text, der die Rollo-Sammlung insgesamt würdigt. Auch diese Arbeiten werden durch das Landesministerium und den Förderverein finanziert.
Eine Auswahl der Rollo-Kunstwerke ist jetzt auch online auf der Seite des BLMK zu sehen:
https://sammlung-online.blmk.de