

Vereinsmitglieder zum Atelierbesuch bei Solveig Bolduan
Es ist eine geheimnisvolle Welt, geborgen in einem wunderbar wuchernden Garten, voller Figuren, die aus einem Zwischenreich von Fantasie und Wirklichkeit gekommen zu sein scheinen, in die Solveig Bolduan den Verein „Freunde und Förderer Dieselkraftwerk Cottbus des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst“ Mitte September eingeladen hatte. 20 Vereinsmitglieder waren zum Atelierbesuch bei der Künstlerin nach Klein Loitz gekommen, die – ursprünglich aus Pritzwalk stammend und später an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ausgebildet – in der Lausitz Wurzeln geschlagen hat.
Solveig Bolduan kochte Kaffee, einige Vereinsmitglieder hatten für Kekse und Kuchen (selbst gebacken, versteht sich) gesorgt, und bald hatten es sich die Besucher in kleinen Grüppchen im Garten, im Wintergarten und der geräumigen Atelierküche gemütlich gemacht, oder Sie gingen gleich auf Entdeckungstour durch das scheunengroße Atelier und die Wohn- und Arbeitsräume im Dachgeschoss darüber, die gleichzeitig auch eine Präsentation der Vielfalt und Wandelbarkeit von Solveig Bolduans Kunst sind.
Vor allem sind es die Skulpturen, die sofort ins Auge fallen. Sie sind überwiegend aus Holz geschnitzt, teilweise aber auch bis zu den Haarwurzeln in fantastische Patchwork-Anzüge gesteckt. Das trifft beispielsweise auf eine Gruppe zu, die einst für die eine Gemeinschaftsausstellung mit dem Titel „Canis Lupus“ in Berlin entstanden ist – eine kleine skulpturale Entwicklungsgeschichte vom Wolf bis zum Schoßhündchen – und die nun den Durchgang zum Nachbarraum „bewacht“. Andere „Wächter“ sind umsichtig aufsteigenden Engel oder aufrechte Frauen in Lebensgröße, manchmal auch nur als Torso. Sie haben neben Sesseln, Sofas, Regalen oder Schreibtischen Platz genommen, betrachten die Szenerie mal neugierig, mal abschätzend, mal nachdenklich oder ein wenig verträumt. Sie wirken lebendig und tragen sogar manchmal Rosshaar oder sogar echtes Haar. Von wem? „Von mir, als ich noch viel davon hatte“, sagt Solveig Bolduan mit einem Schmunzeln.
Jede der Figuren wirkt individuell als hätte sie ein Vorbild in der wirklichen Welt. Mit Modellen arbeite sie zwar nicht, erklärt die Künstlerin dazu, aber sie habe bei diesen Arbeiten schon immer jemanden vor Augen, den sie kenne. Seltener werden die Figuren eher abstrakt und gesichtslos. Dann beziehen sie ihre Persönlichkeit und Eigenart beispielsweise aus der gedrungenen Körperlichkeit einer Gewichtheberin oder durch eine sorbische Tracht, hier mit „Fenstern“ durchbrochen. „Das ist eine Sorbin mit Sonne unterm Rock“, kommentiert die Künstlerin für die Betrachter.
Die grafischen Arbeiten von Solveig Bolduan und die Patchworkbilder, auf denen Nähte die Funktion der gezeichneten Linie übernehmen, gehen in der Vielfalt der Skulpturen fast unter, zumal diese oft die Schränke verstellen, in denen die Grafiken lagern. Da eine moderne Künstlerin von heute aber vernetzt ist, zeigt sie den kunstinteressierten Gästen die Bilder eben am Computer.
So vergingen die zwei Stunden des Atelierbesuchens wie im Fluge, und die Vereinsmitglieder nahmen eine Fülle von Eindrücken und interessante Erfahrungen aus den Gesprächen mit der Künstlerin mit nach Hause.