Die durch den Verein „Freunde und Förderer Dieselkraftwerk Cottbus des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst“ finanziell unterstützte Puppentheater-Aufführung „ÜBER DEN KLEE oder Der Knochen in meinem Kopf“ fand am 27. September 2019 vor mehr als hundert Zuschauern im ausverkauften Veranstaltungssaal des BLMK im Dieselkraftwerk Cottbus statt und darf somit als voller Erfolg für Verein und Museum verbucht werden. Im Rahmen des Bauhausjahres und der vom Museum kreierten Reihe „Unbekannte Moderne“ gastierte die Berliner Company „United Puppets“ in einer Zwei-Frau-Besetzung, die vor allem durch ihre stimmliche Vielfalt überraschte.
Ein König in Lumpen
Für das Stück hatten sie 12 Repliken der insgesamt mehr als 50 Puppen ausgewählt, die der Bauhaus-Künstler Paul Klee zwischen 1916 und 1924 als Spielzeuge für seinen Sohn entworfen und hergestellt hatte (die Orginale befinden sich im Zentrum Paul Klee in Bern). Ihnen verliehen sie mit hörbarer Spielfreude und unter Zuhilfenahme mancher Dialekte unterschiedliche Charaktere, die schnell vergessen lassen, dass es sich bei den Figuren vielfach um das Standard-Personal eines Kinder-Puppentheaters handelt. So lassen sich der Kasper und die Gretel leicht als grummliger Münchner Vermieter und hingebungsvolle, von Klees Kunst faszinierte, Vermieterin akzeptieren. Klee selbst ist ein König in Lumpen – es kann kaum ein schöneres Sinnbild für den zunächst noch armen Künstler geben. Dagegen muss der Schutzmann – interessanterweise von Klee schon als die im Verhältnis zu den anderen kleinste und gar nicht imposante Puppe konzipiert – die Rolle eines hoffnungslos talentlosen Kunststudenten übernehmen, der – das kann man hier nur ahnen – eines späteren Tages einmal zum furchtbarsten Diktator der Zeitgeschichte aufsteigen und sich an der modernen Kunst und den Künstlern bitter rächen wird.
Für jedes Alter gut erreichbar
Das Stück hält Dank der Spielerinnen gut die Wage zwischen dem Spaß und Klamauk, der in ein Puppentheater nun einmal gehört, und den ernsten, auch betroffen machenden Zeitabschnitten der Lebensgeschichte des Paul Klee. Stets wird dieser dabei von einem federleichten, geradezu ungruseligen und auch noch im Doppel auftretenden Puppentod begleitet, der ihn am Ende fast liebevoll hinweg führt. So waren das Stück und das, was es zu erzählen hatte, für Zuschauer jeden Alters gut erreichbar.